Arno

Gleich-GeschlechtlichKeit

In Uncategorized on 28.November 2019 at 21:45

Im Dickicht Drei

Die Römer hatten kein Wort für „Sexu­a­li­tät“. „Sexus“ war das Geschlecht, also männ­lich ‒ weib­lich. Um 1800 prägten Biologen „Sexualität“ für zwei­geschlecht­liche Fort­pflan­zung. Sexualität ist also dem Wortsinn nach Verschie­den­Geschlecht­lichkeit, Zwei­Geschlechtlich­keit, Hetero­Sexu­alität. ‒ HomoSexualität ist wider­sinnig.

Um 1900 bekam das Wort eine zweite Bedeutung: „Alles was mit den Fort­pflan­zungs­organen zu tun hat.“

Etwa 30 Jahre davor war das Eigenschafts­wort „gleichgeschlechtlich“ erfunden worden: gleichgeschlechtliche Liebe, gleich­geschlecht­liche Freund­schaft, gleich­geschlecht­liche Geselligkeit.

Irgendwann gab es auch „Gleich­geschlecht­lich­keit“, aber nicht im Sinne von Gleich-GeschlechtlichKeit, also sexuellem Treiben unter Gleichen (Gebrauch der Fort­pflan­zungs­organe, nicht zur Fortpflanzung, sondern zur Lust unter Gleichen), sondern im Sinne von Gleich­Geschlechts-Geschlecht­lich­keit (Gebrauch der Fort­pflanzungsorgane zwischen Personen des gleichen Geschlechts).

Dass man im Alltag „Auto“ für Automobil, „Mikro“ für Mikrophon, „Metro“ für chemin de fer (sous-terre) métropolitain benutzt, ist eine Sache, dass man aber die knappe Form auch in wissen­schaftlichen Abhand­lungen benutzt, eher eine Seltenheit. Hier aber verhält es sich andersherum: Selten ist korrekt von gleich­­geschlecht­­licher Geschlechtl­ichkeit die Rede.

Sprechen wir also von Gleich-Geschlecht­lich­keit, vom Gebrauch der Fort­pflan­zungs­organe unter Gleichen. Päderastie, bei der ein Erwachsener es mit einem Kind treibt, Prostitution, bei der einer zahlt und einer bezahlt wird, Sadismus, bei der einer weh­tut und einem weh­getan wird, alles bei dem einer fickt, ein anderer gefickt wird, ist nicht Gleich-Geschlecht­lichkeit. Nur was „auf Augenhöhe“ passiert, wo Lust mit Lust erkauft wird, wenn keiner Ficker IST, sondern mal fickt, ist gleich-geschlechtlich.

Was Trump mit Melania treibt, ist hetero, was Barack und Michelle Obama treiben, ist homo. Während in Skandinavien „egali­ta­rian gay“ tonangebend ist, wünscht sich die typische arabische Tunte einen Mann, der sie versorgt, „sie“ will schön sein, bekochen und umputzen, „er“ braucht nicht schön zu sein, soll aber was auf dem Konto haben.

Was W.G. Sebalds ausgewander­ter Groß­onkel Ambros Adelwarth mit dem japanischen Legationsrat und dem jüdischen Millionär trieb, war nicht Gleich-Geschlechtlichkeit. Was sich Thomas Mann von Kellnern und jungen Proletariern erhoffte war nicht Gleich-Geschlecht­lich­keit. Als er Gore Vidals The City and the Pillar las, fand er es völlig un­ver­ständ­lich, dass sportliche/ männ­liche Studenten aus gutem Hause es mit­einander trieben. Nach seiner Vorsteller hatte einer Bürger, der andere niedriger, der eine Mann, der andere Noch-nicht-Mann, der eine kultiviert/fein­sinnig, der andere natürlich/ viril zu sein. Für ihn gab es  ‒  wie für Ulrichs ‒ nur Hetero-Sexualität, nur Hetero-Erotik (Gegensätze ziehen sich an).

Scott Kugle und A.I. Mohr sagen, der Koran könne Gleichgeschlecht-LichKeit gar nicht verbieten, weil es den Begriff nicht gegeben habe. Mit Gleichgeschlecht-Lich­Keit im Kopf schaut sich Sara Omar den Koran an und ist ganz ent­täuscht, dass liwāṭ vorkommt (wenn auch nicht das Wort), siḥāq aber nicht. Sie ist den Strafrechts­autoren böse, weil sie mann-männlichem Anal­verkehr viel Raum einräumen, weib-weiblichem Treiben wenig. Sie merkt gar nicht, dass sie Bananen mit Trauben vergleicht. Es gab im sunni­tischen Recht keine Idee davon, dass man beides zusammenfassen sollte, so wenig wie man Fliegen und Zufußgehen als Nicht-Autofahren begrifflich zusammenfasst: Vulva­reiben und Arschficken haben aber nur gemein, dass sie nicht das Übliche sind, so wie Zug- und Radfahren dem gewöhn­lichen USAmerikaner als abartig erscheinen. (Mir erklärte ein ameri­kanischer Professor, dass jeder Mensch gerne Auto führe, wenn er sich denn eines leisten könnte  ‒ und ein deutscher Nicht­professor, dass jeder Mann gerne Kinder zeugte, wenn er könnte. Wie dumm, von sich auf alle zu schließen!)

Niemand bezweifelt, dass es in allen menschlichen Gesellschaften zu Berührungen durch bzw. an Fortpflanzungs­organen kommt: zärtlichen, spielerischen, Kräfte messenden, lustvollen, ekstatischen, Lust machenden, erniedrigenden; Kind mit Kind, Jugend­licher mit Jugendlichem, Mann mit Mann, Greis mit Kind usw.

Doch ob es oft Gleichgeschlecht-LichKeit (=das lebenslange, ausschließliche Begehren von Personen des gleichen Geschlechts für Lust, Bindung, Nähe und Halt) gegeben hat, darf bezweifelt werden. Wenn die schwulen Muslime Mohr und Kugle sagen, Gott konnte im 7. Jahrhundert mann-männliche Liebe gar nicht verbieten, weil er davon keinen Begriff hatte, weil er sich nur Arsch­ficken vorstellen konnte, dann ist das ein merk­würdiges Bild vom Allwissenden.

Vielen Arabern ist umgekehrt das ausschließliche Begehren von entweder nur Frauen oder nur Männern unver­ständ­lich. Viele ziehen umfangreiche Frauen vor oder kokette Knaben, finden 13-jährige Mädchen oder 20-jährige Männer interessanter, aber das heißt doch nicht, dass sie das andere nicht auch attraktiv finden. Es war ganz normal, dass man während der Schwan­ger­schaft der Ehefrau oder auf Reisen sich mit Knaben vergnügte. In Afghanistan halten sich Familienväter noch heute einen Tanzknaben und im Oman gab es vor einem halben Jahrhundert mehr männliche als weibliche Prostitu­ierte  ‒ nicht für Frauen.

Auch das lebenslang sehen Nicht-Moderne anders. Wenn ein ʿomanischer Stricher nicht mehr attraktiv genug ist, heira­tet er und gut. Und manche Marokkanerin heiratet einen Typen, für den sie wohl nicht fünfmal die Woche bereit zu sein hat. Und mancher Alte, der nicht mehr kann, versucht es andersrum. Auf die Idee, dass man lebenslang nur das eine oder das andere wolle, kommen nur Dummköpfe aus Nord­westeuropa und Nord­amerika.

Es gab auch innige Freundschaft unter Männern. Aber wenn es keine Homo-Ehe gab, warum soll der Koran sie dann erlauben oder verbieten ‒ das ist halt nicht so allgemein wie Morden, Stehlen und Betrügen, das man deshalb klar verbieten muss.

Vor ar-Rouayheb gab es viele, die schrieben, liwāṭ und Gleichgeschlecht-LichKeit seien dasselbe. Und manche schreiben das immer noch. AbuKhalil ist der ansonsten Klügste von diesen Kretins. Wie kann man ein transitives Verb (laṭā Zaidun al-walada, A. arsch­fickte B.) mit einem so-Sein gleichsetzen, oder ist es üblich “A. homo­sexualiert B.” zu sagen. Die meisten Nordwesteuropäer sind sich nicht klar, dass “arsch­ficken” gerichtet ist, dass sie immer wieder schreiben „A. und B. ficken“, ja sogar „B. fickt A.“, wenn es umgekehrt ist, weil sie die Richtung für unwichtig halten. Der Ausgeraubte, der Ermordete und der Gefickte wissen aber sehr wohl, dass sie nicht Räuber, Mörder oder Ficker waren. Redakteure fügen oft „mit“ ein, weil es nicht so vulgär klinge: „A. fickt mit B.“ statt „A. fickt B.“ ‒ vielleicht sollten sie erst denken, vielleicht sogar verstehen, bevor sie Texte verun­stalten.

Urban Friberg, Universität Linköping: „Nach der Evolutionstheorie sollten Eigenschaften sehr selten sein, die die Zahl der Kinder verringern. Homosexualität gehört ganz sicher in diese Kategorie. Trotzdem ist Homosexualität bei Menschen verblüffend häufig. Das ist ein evolutionäres Rätsel.“ Der „Forscher“, „Wissenschaftler“, „Experte“ redet kompletten Unsinn. Er weiß gar nicht was er sagt. Er meint nämlich nicht Gebrauch der Fortpflanzungsorgane mit Personen des gleichen Geschlechts, sondern ausschließlichen. Sogar wenn alle Männern neben ihrem Verkehr mit Frauen auch mit Männern rum­machten, gebe es deswegen nicht weniger Kinder.

Nach meinen Beobachtungen gibt es die Homosexuellen nicht: Selbst wenn wir Frauen außen vor lassen ‒ Männer, die was mit Männern haben, tun das soooo unterschiedlich, dass es sinnlos ist, sie zusammenzufassen. Natürlich kann man Vier-Räder zusammenfassen: Mercedes-Sprinter, Pkws, Krankenhausbetten mit Rädern, Busse, Kinder-Tretautos, IKEA-Kommoden auf Rädern, Pferdchen auf Rädern, Sargwagen, Servierwagen, Kutschen, Anhänger. Alle haben sie genau vier Räder; die Kategorie ist möglich. Aber ist sie sinnvoll? Ist sie aussagekräftig? Ich weiß: In Nordwesteuropa meinen viele, DIE Schwulen seien alle gleich (oder ähnlich). Aber das ist so dumm wie: Die Schwarzen tanzen gut. Oder: Die Juden können gut mit Geld. Ich glaube: Es gibt DIE Juden gar nicht, es gibt Juden. Und es gibt tausenderLEI Männer, die es mit Männern treiben. Aber es gibt NICHTS, was ihnen allen gemein ist, und nur ihnen.

Die schwule Lobby hat die Deutschen so erfolgreich gehirngewaschen, dass „sexuelle Orientierung“ nicht bedeutet, ob man auf Latex, Leder oder schwarzer Spitzen steht, auf pralle oder flache Busen, auf Fettärsche oder knabenhafte, auf Kurze, Normalhohe oder Lange, auf Dürre oder Fette, Schlanke oder Muskelwunder. „sexuelle Orientierung“ bedeutet heute nur eines: Mann oder Frau. ‒ Sorry das ist sprachlicher Schind­luder.

Die schwule Lobby hat den Deutschen so sehr das Gehirn vernebelt, dass Markus Ulrich, LSVD-Sprecher, sagen kann: „Immer wird nach den Ursachen für Schwul-/Lesbisch-Sein geforscht. Interessanterweise wurde halt nie nach den Ursachen von Heterosexualität gefragt.“ ohne dass ganz Deutschland auflacht. Sexualität dient halt der Fortpflanzung und das geht einfacher zweigeschlechtlich. Wir sind nicht alle Biologen, und Vieh­züchter gibt es auch nicht mehr viele. Aber dass der Zusammenhang zwischen Sexualität und Fortpflanzung so umnebelt ist, dass man schwul und hetero für rein kulturell hält, verstehe ich nicht.

Tuck Ngun hat etwas (Epi)genetisches entdeckt, was mit mann-männlichem sexuellen Verhalten korreliert. Aber ob das das Interesse an Männern erhöht oder aber die Bereitschaft, zu dem zu stehen, was man mag, auch wenn seine Umgebung das krank findet, weiß er nicht. Man muss halt genau hinschauen: Wenn ein Thomas Mann im frühen 20.Jahr­hundert einen Jüngling begehrt, ist das was anderes, als wenn ein Athener Bürger einen 14-Jährigen geil findet, und was anderes, wie ein persischer Dichter, der einen 14-Jährigen geil findet, denn der Athener fand ihn in der Regel, wegen seiner Sportlichkeit, seiner beginnenden Männlichkeit geil, der Perser wegen seiner Noch-Weiblichkeit, seiner Zartheit, seiner Koketterie, seinen breiten Hüften und seinen Trippelschritten. In Athen spielt die Bereitschaft, zu dem zu stehen, was man mag, gar keine Rolle. Es galt als edel, einem Jüngling nachzustellen, der es wert war. Und auch der Perser brauchte kein Nonkonformist zu sein, wenn er es nicht zu bunt trieb ‒ sprich in der Öffentlichkeit so und nur ganz im Verbor­genen anders.

Leider lesen die Wenigsten genau. Wenn ich sagen, das-und-das war das gesellschaftlich erwartete Verhalten, dann sage ich nicht, ALLE handelten so, aber wenn jemand anders handelte, dann eher versteckt. In Arabien gibt es durchaus die Tucke, die ihren Mann fickt, aber nach außen tut sie so, als sei alles comme il faut.

volksHERRschaftlich

In Uncategorized on 28.November 2019 at 21:34

Im Dickicht Zwei

„Das ist undemokratisch“, heißt es oft. Selten ist damit „gegen die Herrschaft des Volkes“ oder „nicht nach dem Willen des Volkes“ gemeint, sondern „irgendwie schlecht“. Ja meingott, warum sagt man dann nicht „falsch“, „nicht richtig“ oder „nicht freiheitlich“?

Selten hört man ein Loblied auf die Herrschaft des Volkes – weder auf die des Staats­volkes (Demo­kratie) noch gar auf die des Blutvolkes (Ethno­kratie) – ; meist geht es um Rechts­staat, um Menschen­­rechte, um Freiheiten und Gleichheiten, manchmal auch um Brüderlichkeit, Solidarität, Anteilnahme, Achtsam­keit, Offenheit für Andere.

Dass es nicht um die Herrschaft des Volkes geht, wird an der Tatsache sinnfällig, dass die Mehrheit der Deutschen, der Franzosen (und vieler anderer) gegen die Abschaffung der Todesstrafe war, als die demo­kratischen Parlamente diese abschafften. Übrigens galt im Vereinigten Königreich vor dem Brexit nicht die Volkssouveränität, sondern die des Parlaments: dessen Mitglieder hatten auf ihren Verstand und ihr Gewissen zu hören und nicht auf das Volk bzw. die Völker.

Vor ein paar Jahren stoppte ein Verfassungsgericht eine Volksabstimmung über „Die Ehe für alle“, weil man die Mehr­heit nicht über Rechte für Minderheiten abstimmen lassen könne ← Menschenrechte gelten unabhängig von der Meinung der Mehrheit! Sorben, Klein­wüchsige, Tunten, Frauen zu benachteiligen ist nicht „undemokratisch“, sondern ungerecht und falsch. Dann belegt es bitte auch nicht mit diesem Wort!

Es war auch falsch, Schlesier und Sudetendeutsche aus ihrer Heimat zu vertreiben, und den Lothringern und Elsässern den Gebrauch ihrer Mundarten und der deutschen Sprache zu verbieten. Verständlich war es, dass manche „den Deutschen“ heimzahlten, was „die Deutschen“ Menschen angetan hatten. Doch während die Enteignung von Groß­grund­­besitzern und Nazis gerecht war, war die Vertreibung DER Deutschen (auch von Nazigegnern und Wider­­ständlern) ungerecht –, wenn auch zu rechtfertigen in der kon­kre­ten Lage. Ich verlange keine Wiedergut­machung für Schlesier und Lothringer. Aber ich wider­spreche Franzosen und Tschechen, die so tun, als sei der Franzose und der Tscheche dem Deutschen moralisch überlegen.

Es ist auch nicht so, dass Deutsche Japanern überlegen sind, weil sie alles aufgearbeitet hätten.

Von Israel heißt es, es sei die einzige Demokratie des Nahen Ostens, von Indien, es sei die größte Demo­kratie der Welt. Ich habe da meine Zweifel. Wieso ist der Libanon keine Demokratie? – Aber gibt es in Israel und in Indien keine freien Wahlen? Doch es gibt sie (nach dem Verhältniswahlrecht in Israel, in Indien nach dem Mehrheits­wahlrecht). Und doch sind beide keine lupenreinen Demokratien.

Widerspreche ich mir da nicht: Erst verlange ich „demokratisch“ nicht mit freiheitlich, rechtsstaatlich usw. aufzuladen, sondern es für das zu nehmen, was es ist: die Herrschaft von 51% und jetzt sage ich, Indien und Israel seien undemokratisch, weil in beiden Ländern Muslime systematisch benachteiligt werden, weil es der Mehrheit so gefällt.

Schauen wir uns das genauer an. Von Anfang an waren in beiden Staaten Araber (inkl. christlicher und drusischer) bzw. Muslime (ob in Bengalen oder Uttar Pradesh, in Haider­­abad oder Srinagar) benachteiligt, aber die Kongress­­partei und die Arbeiterpartei (Mapai, Ma’arach, Avoda) beschworen die grundsätzliche Gleichberechtigung (auch wenn sie sich in der Praxis nicht daran hielten, weil …).

Heute schließen Netanjahu und Modi (oder wenigstens ihre Bundes­genossen) die Mus­lime aus dem Demos, dem Staats­volk, aus. In Israel ist es verboten, die Gleich­behand­lung aller Staats­bürger zu fordern, Arabisch, das seit Gründung des Staates Auch-Staats­sprache war und die Mutter­sprache von Tausenden Soldaten, Grenz­schützern, Polizisten und anderen Beamten ist, wurde herabgestuft.

Die Regierungspartei Indiens predigt Hindutva: Inder könne nur sein, wer indische Eltern hat und Indien als HEILIGe Mutter betrachte. Wer einer fremden Religion (Islam, Christentum, Judentum, Zoro­astrismus) anhängt, sei kein Inder, gehöre nicht zum Staats­­volk. Es gibt „gemäßigte“ Anhänger, die Christen, für die ihre Kirche ein Tempel ist und Jesus ein Avatar Krischnas oder Muslime, für die ihre Moschee ein indischer Tempel ist und Allah eine Verkörpe­rung Brahmas und keine Verbindungen nach Mekka oder Rom unter­halten, als Inder zu akzep­tieren bereit sind, aber solche „Deutschen Christen“ gibt es kaum.

Wenn Parlament und Regierung große Teile (einheimischer) Einwohner delegitimieren, sie zu Fremden erklärt (selbst wenn sie ihnen nicht das Wahlrecht entziehen), sind diese Staaten keine Demo­kratien, was immer in der FAZ stehen mag. Ja, es gibt in Israel Presse­freiheit und unabhängige Gerichte, aber es handelt sich in meinen Augen nicht mehr um eine Demo­kratie, sondern um eine Ethnokratie.

Aber auch in den USA galten Katholiken (Iren, Italiener, Süddeutsche, Mexikaner), Juden, Ureinwohner und Farbige als „unamerikanisch“; war das denn auch keine Demokratie? Nein, es war die Herrschaft weißer, protestantischer Männer (Angel­sachsen, Skandinaviern, Nord­deutschen, Nieder­ländern). Dass das besser war als die Herrschaft von Königen von Gottes Gnaden, bestreite ich nicht; dass das vielleicht sogar „für die Zeit“ demokratisch war, auch nicht, aber nach heutigen Maß­stäben handelt sich nicht um eine Demo­kratie.

Im Dickicht der Begriffe

In Uncategorized on 28.November 2019 at 21:25

radikaler Islam 👍 intoleranter Islam 👎

Wenn in Afghanistan Gewalt­verbrechen begangen werden, sagt der Tagesschau-Sprecher, das sei das Werk „radikalislami­scher Taliban“. Damit sagt er nicht nur, dass diese Terroristen Muslime seien, sondern im präzisen Wortsinn zugleich, dass sie den Islam reiner, wahrer vertreten als ge­wöhn­liche Muslime.

Es ist kaum zu verstehen, warum gebildete Deutsche, die wissen, dass das Wort ra­di­kal „an die Wurzel/von der Wurzel her“ bedeutet, das Wort so behandeln, als sei es eine Variante von „extremistisch“.

Als die Hamas im Gaza-Streifen das Sagen hatte, erließ sie ein Dekret, dass es Männern verbot, Frauen zu frisieren und Frauen verbot, sich von Männern (mit denen sie weder verheiratet noch verwandt sind) frisieren zu lassen.

Wenn der Deutschland­funk dann von der „radikal­islamischen Hamas“ spricht, sagt er, das Frisier-Verbot entspreche dem Kern des Islam. Das aber entbehrt jeder Grundlage.

Der wahre Islam greift nicht mit Verboten in das Tun der Menschen ein, der wahre Islam kann von bestimmten Dingen abraten, ja er kann so weit gehen, bestimmtes Handeln in aller Öffent­lich­keit zu verbieten, aber er respektiert die Privatsphäre der Menschen.

Wahrer Islam kann also lediglich verbieten, dass man durch Schau­fenster Männern zusehen muss, die Frauen frisieren — mehr nicht.

Der Rechtsausschuss (dār al-iftāʾ) der Azhar hat betont, der Staat solle Werbung für Glücks­spiel und Alkohol verbieten, dagegen Glücksspiel und Alkohol selbst nicht. Nicht nur, weil nicht alle Staats­bürger Muslime sind, sondern auch, damit jeder Muslim sich selbst für die Einhaltung von Glauben­s­richt­linien entscheiden kann und somit Punkte fürs Jüngste Gericht zu erwerben vermag. Er soll einerseits die Wahl haben und anderseits beim Wunsch nach Alkohol nicht gezwungen sein, Selbst­ge­brannten zu trinken, was erhöhte Gesund­heits­risiken mit sich bringen könnte.

In der ZEIT schrieb ein Schwuler, Trump sei besser als Obama, weil Trump nach dem Amoklauf von Orlando dem „radikalen Islam“ die Schuld gegeben habe, Obama jedoch nicht. Was der Gewaltexzess mit dem Islam, gar dem radikalen Islam zu tun haben soll, bleibt unklar. Da war ein verwirrter, haltloser, unsicherer Mensch mit Gewalt­­phantasien und Macht­­wünschen am Werk, ein Einwanderer­kind, das Schwierig­keiten mit den neuen amerikanischen Geschlechterrollen hatte.

Selbst wenn er Muslim gewesen sein sollte — was viele Muslime bezweifeln — muss man diesen Muslim verurteilen und nicht den Islam.

Und dort, wo wirklich ein Islam die Recht­fertigung für Missetaten liefert, ist das ein gewalt­verherr­lichender, ein kriege­rischer, ein intoleranter, unduld­samer, inflexibler, starrer, dogma­­tischer, ver­­bohrter, ver­schlos­sener, eng­stirniger, autoritärer, sinnen­­feindlicher, pater­nalistischer, chauvinistischer, überheblicher, zwangs­­­ver­schleiern­der, blinde Zustimmung verordnender, wahhabitischer Islam.

Diesen Un-Islam nenne ich bewusst weder „salafistisch“ noch „dschihadistisch“, denn beide Begriffe sollten weder positiv noch negativ besetzt sein. „Salafistischer Islam“ steht als Begriff parallel zu „Ur-Chris­ten­tum“, er besagt: Nicht der traditionelle Islam der Väter, sondern der ursprüngliche Islam der Ur-Väter ist gemeint. Da aber niemand wirklich im Detail weiß, wie der Ur-Islam aussah — aus der Zeit Muhammads und den gut hundert­fünfzig Jahren nach ihm wissen wir jenseits des Korans nichts sicher — gibt es alle möglichen Sorten von Salafisten: von locker bis verbissen, von freiheitlich bis puritanisch. Der Begriff ist inhaltlich so neutral wie „Reformator“.

„Dschihad“ dagegen bedeutet „An­stren­gung“ sowie „Askese“, was sowohl sportliches Training als auch Ent­sagungs-Training bedeuten kann. Dschihad mag somit sowohl das Rüsten für den Kampf gegen den Besatzer, wie für den Kampf gegen den „inneren Schweinehund“ bedeuten.

Mancher Begriff ist bereits in seinem Ursprung mehrdeutig. Da ist es umso dringlicher, größte Genauig­keit bei der Verwendung zu üben und ihm nicht zusätzliche und falsche Bedeutungen zu unterlegen. Genauigkeit der Sprache bleibt die Voraussetzung für eine Genauigkeit der Analyse. Die vage Verwen­dung, Vermischung und Verwechslung arabi­scher Begriffe, die man nicht versteht, öffnen Platti­tüden und Indifferenz Tür und Tor. Es sei daher dringend empfohlen, Deutsch zu sprechen — auch wenn es um Muslime und/oder Formen des Islam geht.

Es gibt Muslime, die sagen, Selbst­mord­atten­täter seien gar keine Muslime, der wahre Islam stehe für Friede und Liebe, Respekt vor Anders­gläubigen, Rücksichtnahme und Verständigung: Waisen helfen, Armee nähren, Vertriebene aufnehmen, Kranke pflegen und Schwachen beistehen.

Auch das ist extrem, denn traditionell akzeptieren Muslime alle als Muslime, die von sich sagen, sie seien Muslime. Mögen diese auch schlechte Muslime sein, oder Ungläubige in den Augen Gottes — für uns Menschen sind sie Gläubige, solange sie es von sich selbst behaupten.

Einzig die extremistischen Wahhabiten halten per se alle, die anders sind als sie selbst, für ungläubig. Dieses Zu-Ungläubigen-Erklären heißt takfir, zum Kafir-Machen. Indem sie die Tradition des Islam ablehnen, jeden, der sich selbst als Muslim bezeichnet, als solchen zu akzeptieren, stellen sich die Wahhabiten ins Abseits, sind gewiss keine traditionellen Muslime.

Nicht-Muslimen steht es nicht zu, muslimischen Terroristen den Islam abzusprechen, doch steht es jedem frei sie Faschisten zu nennen — wer nicht glaubt, dass der Begriff genau auf sie passt lese https://www.monoskop.org/images/0/0a/Eco_Umberto_Vier_moralische_Schriften_1998.pdf oder wenn er/sie es eilig hat https://www.pressenza.com/de/2017/10/14-merkmale-des-ur-faschismus-nach-umberto-eco/